Trinkwassergüte: Temperaturhaltung bei Kalt- und Warmwasser
Die hygienegerechte Temperaturhaltung ist ein wesentlicher Einflussfaktor im Wirkkreis der Trinkwassergüte. Konsequenterweise gilt es, sowohl Kaltwasser als auch Warmwasser regelmäßig zu kontrollieren, um eine einwandfreie Qualität des Trinkwassers zu gewährleisten.
Wir informieren Sie, worauf bei der Kontrolle der Trinkwassertemperatur zu achten ist, welche Risikofaktoren relevant sind und was bei Planung und Installation berücksichtigt werden muss.
Trinkwasser: Qualität dank Temperaturkontrolle
In Österreich stellen Normen und Richtlinien sicher, dass die Trinkwassertemperatur eingehenden Prüfungen unterzogen wird. Das Ziel: Bakterien und andere Mikroorganismen gar nicht erst die Chance zu bieten, sich auszubreiten und das Trinkwasser zu kontaminieren. Sowohl bei der Planung der Trinkwasserleitungen als auch bei der Installation entsprechender Anlagen müssen deshalb konkrete Vorkehrungsmaßnahmen getroffen werden.
Temperatur: Kaltwasser vs. Warmwasser
Kaltwasser (PWC): Die Trinkwassertemperatur für Kaltwasser ist mit einer Höchsttemperatur von 20 °C (VDI) bis 25 °C (Österr. Lebensmittelbuch/Codex B 1) festgelegt.
Warmwasser (PWH): Die Vor- und Rücklauftemperatur des erwärmten Trinkwassers sollte aus hygienischen Gründen bei über 55 °C liegen.
Temperaturkontrollen – eine Notwendigkeit
Bei zu hoher bzw. zu niedriger Trinkwassertemperatur können sich Bakterien wie z. B. Legionellen rasch vermehren. Um eine hygienekritische Über- bzw. Unterschreitung der vorgegebenen Temperaturen zu vermeiden, sind in Österreich konkrete Kontrollen vorgesehen, die unter anderem durch die ÖNORM B 25311 und die ÖNORM B 19212 geregelt sind.
Welche Bereiche werden hinsichtlich der Trinkwassertemperatur überprüft?
- Betriebskontrolle der Temperatur von Kaltwasser (PWC) an den jeweiligen Entnahmestellen
- Temperaturkontrolle des Warmwassers (PWH) an den Entnahmestellen und im gesamten Verteilsystem sowie in der Zirkulation
- Überprüfung der Nutzungshäufigkeit der Entnahmestellen
- Überprüfung mikrobiologischer Parameter als Indikatoren für die hygienische Beschaffenheit der Trinkwasserinstallation
Temperaturhaltung Kaltwasser (PWC)
Gerade bei Kaltwasser ist es von entscheidender Bedeutung, die Temperatur zu überwachen und geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um eine optimale Trinkwassergüte zu gewährleisten. Die Herausforderung: Haben sich in den Kaltwasserleitungen einmal aufgrund zu hoher Temperaturen Bakterien wie etwa Legionellen festgesetzt, stellt sich der Reinigungsprozess der Leitungen als sehr aufwendig dar. Eine thermische Desinfektion ist in diesem Fall nur mit erheblichem Aufwand möglich.
Kaltwasser-Temperatur: Einflussfaktoren
Diverse Einflussfaktoren können dazu führen, dass es bei Kaltwasser zu einer hygienekritischen Temperaturüberschreitung kommt.
Bauseitige Risikofaktoren
- Zuleitungen: Rohre unter asphaltierten Flächen und/oder in geringer Tiefe erwärmen sich rascher.
- Wärmequellen: Technikräume, in denen der Trinkwasserhausanschluss gemeinsam mit Wärmequellen vorgesehen ist (Heizung, Kompressoren, diverse Aggregate)
- Sonneneinstrahlung: Der Trinkwasserhausanschluss ist durch ein Fenster direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt.
- Warmleitungen: Warm- und kaltgehende Leitungen befinden sich gemeinsam und/oder mit zu geringem Abstand in den Steigschächten.
- Ausgedehnte Stockwerkverteilungen: Verlegung der Kaltwasserleitungen in abgehängten Decken mit hohen Wärmelasten durch warmgehende Leitungen/Lampen
Rohrleitungen sollten so kurz wie möglich geplant und verlegt werden, da die Erwärmung mit jedem Zentimeter "mehr an Rohr" steigt. Aus diesem Grund empfehlen wir, auf Schleifenbildung zu verzichten.
Vorsorgemaßnahmen für Trinkwasser-Leitungen kalt
Bei der Installation von Rohrleitungen sollten Installateure gerade bei Kaltwasser jegliche Quelle einer möglichen Fremderwärmung innerhalb des hauseigenen Wasserkreislaufes berücksichtigen. Denn: Durch den Klimawandel ist im Sommer ohnehin mit einem Anstieg der Wassertemperatur auf Versorgerseite zu rechnen. Das bedeutet: Nicht selten kommt das Wasser bereits „vorgewärmt“ ins Haus. Vom Hausanschluss bis zur am weitesten entfernten Entnahmestelle darf sich das Wasser dann nur mehr um fünf K erwärmen.
Mögliche Maßnahmen im Überblick:
- Eigenen Haustechnik-Raum kalt mit Wasserzähler, Filter und inkl. etwaiger Nachbehandlungsgeräte vorsehen.
- Dämmung der Kaltwasserleitungen
- PWC-Leitungen keiner direkten Sonneneinstrahlung aussetzen.
- Mindestens 30 cm Abstand zu warmgehenden Rohrleitungen wie für Heizung und PWH halten, sofern keine separaten Schächte für warm- und kaltgehende Rohrleitungen vorgesehen sind.
- PWC-Rohrleitungen müssen in der Etagenverteilung von unten zu den Entnahmestellen geführt werden und PWH-Leitungen von oben. Bei erzwungener Parallelführung sollten die PWH-Leitungen oben geführt werden.
- PWH-Rohrleitungen sollten direkt mit Doppelwandscheiben angeschlossen werden, sofern es nicht-zirkulierende Warmwasserleitungen sind.
- Ein Wärmestau kann sich auch in Schächten bilden, die zum Brandschutz vollständig ausgeflockt wurden, oder in komplett gedämmten Trockenbauwänden.
Temperaturhaltung Warmwasser (PWH)
Entscheidend bei der Überprüfung der Warmwasser-Temperatur: Die Vor- und Rücklauftemperatur von 60 bzw. 55 Grad Celsius lediglich am Trinkwassererwärmer einzuhalten, reicht nicht aus, um eine akzeptable Trinkwasserhygiene zu gewährleisten. Der Grund: An anderer Stelle im Verteilersystem kann es dauerhaft zu einer Temperaturunterschreitung kommen. Es ist deswegen unabdingbar, an mehreren Stellen die Wassertemperatur zu kontrollieren.
An welchen Stellen wird die Temperatur von PWH überprüft?
- bei Anlagevolumina, die 3 l überschreiten: am Eintritt in das Warmwasserverteilsystem; bei Anlagevolumina mit weniger als 3 l: an den Entnahme-Armaturen
- am Ende von Zirkulationssträngen bei der Einmündung in die Zirkulationssammelleitung
- bei der Einmündung der Zirkulationssammelleitung in den Warmwasserbereiter
- bei Speichern mit einem Wasserinhalt von mehr als 300 l im unteren Drittel des Speichers bzw. im Bereich der Mischzone
Erwärmtes Trinkwasser (PWH) muss in der gesamten Warmwasserverteilung regelmäßig kontrolliert werden.
Wie kann man Temperaturunterschreitungen bei Warmwasser vorbeugen
1ÖNORM B 2531: „Technische Regeln für Trinkwasserinstallationen – Nationale Ergänzungen zu ÖNORM EN 806
2ÖNORM B 1921: „Trinkwassererwärmungsanlagen – Mikrobiologische Anforderungen an die Wasserbeschaffenheit und deren Überwachung.“